Erklärung von William Cook

15. Mai 1999


Ich, WILLIAM COOK, erkläre hiermit unter den Strafbestimmungen für Meineid folgendes:

1. Ich bin der Bruder von Mumia Abu-Jamal.

2. Ich war am 9. Dezember 1981, als der Polizist Daniel Faulkner getötet wurde, in der Nähe der Kreuzung der 13th und Locust in der Stadt Philadelphia anwesend.

3. Ich wurde von Officer Faulkner angehalten, als ich in meinem Volkswagen im City Center herum fuhr mit Kenneth Freeman, genannt Poppi, als Beifahrer. Freeman lief vom Tatort weg, nachdem Officer Faulkner erschossen worden war.

4. Mumia Abu-Jamal hat Officer Faulkner nicht erschossen und ich habe Officer Faulkner nicht erschossen.

5. Freeman erzählte mir nach jener Nacht, es habe einen Plan gegeben, Officer Faulkner zu töten, Freeman sei Teil dieses Plans gewesen, er sei in dieser Nacht bewaffnet gewesen und habe sich an der Schießerei beteiligt.

6. Seit dieser Zeit habe ich Angst gehabt, irgendetwas darüber zu erzählen, was in dieser Nacht geschah.

(gezeichnet)

WILLIAM COOK


Ergänzende Erklärung von William Cook

29. April 2001


Ich, WILLIAM COOK, erkläre:

1. Würde ich als Zeuge aufgerufen werden, um in dieser Sache auszusagen, wäre ich in der Lage, auf Grund meines eigenen persönlichen Wissens das Folgende zu bezeugen:

2. In der Nacht des 9. Dezember 1981 war ich mit Kenneth Freeman, meinem Partner und Freund aus Kinderzeiten, zusammen.

3. Mumia war in dieser Nacht bei meinem Stand vorbeigekommen. Er tat das regelmäßig. Etwa eine Woche vorher war er überfallen worden.

4. Ich ließ meine Waffe in dieser Nacht eingeschlossen an meinem Stand zurück, aber Poppi hatte seine Waffe immer bei sich. Es war eine 38er.

5. Ich trug wahrscheinlich eine schwarze Strickmütze, unter die ich immer meine Dreads steckte.

6. Wir hatten spät abends zugemacht.

7. Kenny (Poppi) und ich waren in einigen Bars. Wir haben uns einfach entspannt. Wir taten das immer, wenn wir den Verkaufsstand für die Nacht geschlossen hatten.

8. Wir fuhren die Locust [Street] entlang.

9. Poppi hatte ein paar Bier geholt und war wieder ins Auto eingestiegen.

10. Auf der Locust sah ich auf der Höhe von Juniper das Blaulicht eines Polizeiwagens. Er folgte mir ungefähr einen halben Block, und ich fuhr rechts ran hinter ein anderes Auto in die erste freie Lücke auf der Südseite von Locust.

11. Ich hatte hölzerne Stoßstangen an meinem Auto, die aus Metall hätten sein müssen. Deshalb war ich schon angehalten worden, aber er verlor kein Wort darüber und gab auch keinerlei Grund an, warum er mich anhielt. Ich hatte ihn noch nie getroffen.

12. Ich hatte ihn niemals zuvor gesehen. Ich kannte die Polizisten, die in diesem Bezirk arbeiteten, der an den Bezirk grenzt, wo sich mein Stand an der Locust und 13th befindet, aber ihn hatte ich nie zuvor gesehen.

13. Ich stieg aus meinem Auto aus. Poppi blieb im Auto auf dem Beifahrersitz. Ich zeigte ihm (dem Polizisten), dass ich nicht erfreut war.

14. Dann gab es eine verbale Konfrontation hin und her zwischen uns. Er holt einen Stock oder einen anderen Gegenstand hervor und schlägt mir dreimal voll auf den Kopf. Zu diesem Zeitpunkt hatte er mich seitlich ans Auto gestellt, ich fing stark an zu bluten. Also gehe ich zurück zu meinem Auto, um meine Papiere zu holen.

15. Ich habe niemals meine Hand gegen den Polizisten erhoben. Ich habe ihn vielleicht abgeblockt, als er mich schlug. Das ist alles. So dumm bin ich nicht. Ich schlage niemals einen Polizisten. Er schlug mich mit einer Taschenlampe und ich blutete, aber dann ließ er mich zurück in mein Auto gehen.

16. Danach stieg ich ins Auto. Ich befand mich auf dem Vordersitz und sah auf den Rücksitz.

17. Es gab Leute auf der Straße, das ist in dieser Gegend immer so. Die Bars machen eigentlich um 2 Uhr zu, aber die Clubs haben länger auf, einige bis 5 Uhr, und sie verkaufen sowieso Drinks.

18. Ich kann nicht sagen, dass ich mich erinnere, wo andere Leute waren, und ich kann nicht beschreiben, wer da war, aber es liefen Menschen herum. Das Taxi, von dem man später behauptete, dass es da war, habe ich nie gesehen. Ich weiß nicht wirklich, wie viele Leute auf der Straße waren. Aber dort waren immer Leute, egal wann. Auch um 5 Uhr morgens sind dort Leute.

19. Als ich den ersten Schuss hörte, war ich auf dem Fahrersitz und drehte mich nach hinten um, weil ich auf dem Rücksitz nach so etwas wie meinen Wagenpapieren suchte, um sie dem Polizisten zu geben. Ich bin kein organisierter Typ und bewahrte die Papiere nicht im Handschuhfach auf. Auf dem Rücksitz befanden sich eine Menge Papiere und auch Dinge von dem Stand, Teddybären, Kuscheltiere – wir verkauften all diesen Kram. So was wie spezielles Zeug für Feiertage wie am Valentinstag, da hatten wir Valentinsgrüße, und wir verkauften Krimskrams und Plastikblumen.

20. Als ich in mein Auto stieg, war Faulkner vor dem Auto bei der Motorhaube, wo er mich angehalten und abgetastet hatte. Als ich im Auto war und nach hinten sah, hörte ich Schüsse und sah Funken, aber ich sah nicht, wie er erschossen wurde. Aus dem Augenwinkel sah ich das Mündungsfeuer von einer Pistole. Er stand vor dem Auto, aber ich sah nicht, wie er erschossen wurde. Ich hatte mich nach hinten umgedreht.

21. Von meinem peripheren Gesichtsfeld her wusste ich, konnte ich spüren, dass andere Leute da waren, aber ich kann nicht sagen, wo sie sich befanden. Sein Auto war hinter meinem und der Polizist stand auf der Straße zwischen meinem Auto und dem Auto, das vor mir parkte.

22. Mein Bruder rannte, als ich ihn zuerst sah. Er war wenige Schritte von mir entfernt. Wir waren in dieser Nacht weder verabredet noch sonst etwas und mir war noch nicht einmal klar, dass er in diese Gegend kommen würde, um Fahrgäste mitzunehmen. Er hielt nichts in seinen Händen. Ich hörte einen Schuss und sah, wie er taumelte. Wer auf ihn geschossen hat, habe ich nicht gesehen. Er taumelte nach vorn.

23. Es ist merkwürdig: Obwohl mir die Leute später erzählt haben, dass alles in ein paar Sekunden geschah, habe ich das nie so empfunden. Alles schien gleichzeitig zu passieren, aber es dauerte sehr lange. Ich habe es über die Jahre versucht, aber mir scheinen das keine paar Sekunden gewesen zu sein. Mir kam es eher vor wie 45 Sekunden und nicht drei.

24. Als ich mich zum Rücksitz umdrehte, war Poppi noch da, dann sah ich wieder hin und seine Tür war offen. Er hatte auf dem Beifahrersitz gesessen und ich weiß nicht, wohin er gegangen ist. Er verließ die Gegend, direkt nachdem das geschehen war.

25. Später hat mir Poppi von einem Plan erzählt, Faulkner zu töten. Er sagte mir, er sei in der Nacht bewaffnet gewesen und habe sich an der Schießerei beteiligt. Er hatte Verbindungen und kannte alle möglichen Leute. Ich fragte ihn öfter danach, aber er sagte dazu nicht viel. Er redete nicht gerne. Ich habe Poppi danach eine Weile nicht mehr gesehen.

26. Poppi war in der Armee gewesen, in Deutschland stationiert. In dieser Nacht trug er seine grüne Armeejacke. Nur so eine Standardarmeejacke. Die Jacke, die er immer trug. Er war entlassen worden. Aus welchem Grund, weiß ich nicht.

27. Ich stieg aus. Ich wollte rennen, vielleicht hätte ich abhauen können. Ich fing sogar an zu rennen. Wirklich. Aber ich konnte nicht rennen wegen meines Bruders. Nicht, nachdem ich gesehen hatte, wie mein Bruder am Boden liegt.

28. Ich sprach zu ihm. Ich sagte ihm: „Ich bin für dich da.“ Ich erinnere mich nicht an seine Antwort, aber ich erinnere mich an sein Stöhnen.

29. Ich sah eine Waffe, die auf der Straße lag. Sie war im Rinnstein. Ich kickte sie unter mein Auto, bevor die Polizisten kamen.

30. Ich erinnere mich nicht, ob sie etwas gefragt haben. Ich habe ihnen nichts beantwortet. Mit Sicherheit erinnere ich mich nicht daran, dass sie mir meine Rechte vorgelesen haben. Ich kannte Shoemaker. Er kam für gewöhnlich an meinem Stand vorbei, saß da und rauchte Gras. Seine Frau kam für gewöhnlich mit ihm zu meinem Stand.

31. Ich glaube, sie brachten mich weg, bevor sie Mumia oder den Polizisten holten. Ich erinnere mich, dass sie mich schubsten. Aber ich kann mich nicht erinnern, ob ich in einem Gefangenentransport oder einem Streifenwagen war, ob ich saß oder nicht. Mein einziger Gedanke war, bloß nicht zu reden.

32. Auf der Polizeistation drohten sie mir, mich zu töten und in den Fluss zu werfen.

33. Seit dieser Nacht fürchte ich um mein Leben. Ich habe Angst, irgendetwas von dem, was passiert war, zu erzählen. Hätten sie keine Angst?

34. Sie brachten mich in einen Raum. Da waren zwei Beamte – ein Schwarzer und ein Weißer. Ich sagte Dinge, die sie beschäftigen sollten.

35. Schließlich kam ich zur Besinnung. Mir gefiel die ganze Vorstellung nicht, eine Aussage zu machen. Sie wollten, dass ich eine Aussage unterschreibe, aber ich tat es einfach nicht. Ich sagte ihnen, ich wolle meinen Anwalt sehen. Mir gefiel das nicht. Also unterschrieb ich auch nicht.

36. Ich glaube, ich war ein oder zwei Tage im Gefängnis, dann ließen sie mich gegen Kaution raus.

37. Ich lebte im Stadtzentrum, aber nachdem das passiert war, konnte ich da nicht bleiben. Ich bekam Hilfe, zog mitten in der Nacht aus meiner Wohnung aus und wohnte wieder bei meiner Mutter.

38. Ich erinnere mich, dass Jackson ein paar Mal zu mir nach Hause kam. Meine Mutter und meine Schwester waren dort. Ich kann nicht erinnern, dass er mich jemals befragt hätte. Ich erinnere mich nur, dass er versuchte, uns zu beruhigen.

39. Ich erinnere mich nicht, ihn jemals irgendwo anders getroffen zu haben als im Haus meiner Mutter. Er bat mich nie darum, auszusagen. Alva riet mir, nicht auszusagen. Mein Anwalt gab mir zu verstehen, dass auch ich eine Anklage wegen Mordes zu erwarten hätte, wenn ich vor Gericht erscheinen würde. Ich musste ihm $ 1000 zahlen.

40. Alva war auch der Anwalt von Freeman.

41. Wenn man (Jackson) gesagt hätte, dass ich aussagen solle, hätte ich das getan – aber das hat man nicht.

42. Bei dem PCRA [Wiederaufnahmeverfahren nach dem Post-Conviction Relief Act] erwartete ich auszusagen. Leonard und Rachel gaben mir unterschiedliche Signale. Rachel wollte, dass ich aussage, aber Leonard nicht. Also sagte ich nicht aus. 1999 wurde ich wieder gebeten auszusagen, und ich sagte, ich würde es tun.

43. Ich werde jetzt aussagen.

44. Mumia hielt keine Waffe in der Hand. Mumia griff niemals in irgendetwas zwischen mir und dem Polizisten ein.

45. Ich hatte weder mit der Schießerei noch mit der Tötung des Polizisten irgendetwas zu tun. Mein Bruder Mumia Abu-Jamal hatte mit den Schüssen auf den Polizisten und dessen Tötung nichts zu tun.

Ich erkläre unter den Strafbestimmungen für Meineid nach den Gesetzen des Staates Pennsylvania und den Gesetzen der Vereinigten Staaten von Amerika, dass das Obenstehende wahr und korrekt ist und von mir am 29.4.01 in Philadelphia, Pennsylvania, unterzeichnet wurde.

(gezeichnet)

WILLIAM COOK