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31. Dezember 2007

PDC-Faktenblatt

Murdered by Mumia: Grosse Lüge im Dienste des staatlichen Lynchmords

Mumia ist unschuldig! Freiheit jetzt!

Nachfolgend veröffentlichen wir die Übersetzung des Fact Sheet vom 31. Dezember 2007 des Partisan Defense Committee (PDC), US-amerikanische Schwesterorganisation des KfsV.

Das Buch Murdered by Mumia [Von Mumia ermordet] (The Lyons Press, Dezember 2007) von Maureen Faulkner und Michael Smerconish ist eine Sammlung von Mythen, Unwahrheiten, Tatsachenverdrehungen und Auslassungen – alles mit dem Ziel des staatlichen Lynchmords an einem unschuldigen Mann, Mumia Abu-Jamal. Mumia ist ein ehemaliger Sprecher der Black Panther Party, der seit seinem 15. Lebensjahr im Fadenkreuz des FBI und der Bullen steht und der später ein Unterstützer der Organisation MOVE und angesehener Journalist wurde, bekannt als „die Stimme der Entrechteten“. Ihm wurde die Tötung des Polizisten Daniel Faulkner am 9. Dezember 1981 angehängt, und er wurde ausdrücklich wegen seiner politischen Ansichten zum Tode verurteilt. Eine Fülle an Beweisen belegt Mumias Unschuld, darunter das Geständnis eines anderen Mannes, Arnold Beverly, dass er und nicht Mumia Officer Faulkner erschossen hat.

Veröffentlicht in einer Zeit schwindender Unterstützung für die Todesstrafe – zuletzt demonstriert durch die Außerkraftsetzung der Todesstrafe in New Jersey – wie auch der starken öffentlichen Aufmerksamkeit für die Freilassung fälschlicherweise wegen Mordes verurteilter Häftlinge, ist Murdered by Mumia ein Schlachtruf für die barbarische Todesstrafe, die in den USA ein Erbe der Versklavung der Schwarzen ist. In Murdered by Mumia tut sich Maureen Faulkner, Daniel Faulkners Witwe und zentrale Sprecherin der Kampagne der Fraternal Order of Police [Polizeibruderschaft] für Mumias Hinrichtung, mit dem rechtsgerichteten Radiosprecher und Zeitungskolumnisten Michael Smerconish zusammen.

Faulkner und Smerconish machen keinen Hehl aus dem politischen Charakter des Komplotts gegen Mumia, und sie wiederholen die Lüge, Mumias Mitgliedschaft bei den Panthers habe bewiesen, dass er geplant hatte, einen Bullen zu töten. Sie behaupten großspurig, die Anklage habe „mit Erfolg nachgewiesen, dass Mumia eine der Polizei, dem Establishment und der Regierung gegenüber feindliche Philosophie hatte, die seinem Verlangen, Danny zu ermorden, zugrunde lag“ (Seite 44). Weil Mumia schon immer ein machtvoller und unnachgiebiger Kämpfer für die Schwarzen und Unterdrückten war, wollen die Kräfte von „Recht und Ordnung“, repräsentiert sowohl durch die Demokratische als auch durch die Republikanische Partei, Mumia tot sehen. Für die rassistischen Herrscher stellt er das Schreckgespenst der schwarzen Rebellion dar.

Murdered by Mumia behauptet wiederholt, die Protokolle von Mumias Prozess von 1982 und die Zeugenaussagen der Voruntersuchung würden „erzählen, wie Abu-Jamal meinen Mann ermordete“ (Seite 29). Die Gerichtsprotokolle sind voll von Unstimmigkeiten, unbewiesenen Behauptungen, sich widersprechenden Beweismitteln und all den Kennzeichen eines rassistischen Komplotts. Es gibt kein Beweismaterial dafür, dass Mumia Daniel Faulkner erschossen hat, und die „Fakten“, von denen in Murdered by Mumia behauptet wird, sie bewiesen angeblich diese Darstellung, existieren in den Gerichtsprotokollen nicht. Seit dem Prozess von 1982 wuchs der Berg an neuem Beweismaterial an, das nicht nur belegt, dass Mumia unschuldig ist, sondern auch, dass Polizei und Staatsanwaltschaft Beweise gefälscht und unterdrückt, Zeugen genötigt und ein Komplott gewaltigen Ausmaßes geschmiedet haben.

Dieses Faktenblatt wird die Ungeheuerlichkeit der Lügen entlarven, die jeder Annahme in Murdered by Mumia zugrunde liegen. Unser Ziel ist es, die Kämpfer für Mumia mit den Fakten auszurüsten, um die Lügen jener zu widerlegen, die ihn hinrichten wollen. Dies ist Teil unserer Anstrengungen, Massenprotestaktionen für Mumia zu mobilisieren, die sich zentral auf die soziale Macht der Arbeiterbewegung stützen und von dem Verständnis ausgehen, dass Mumia ein unschuldiger Mann ist, das Opfer eines rassistischen Komplotts, der unverzüglich freigelassen werden muss!

Bei der Widerlegung der Lügen von Murdered by Mumia zitieren wir – mit Datum und Seitenzahlen, wo die Aussagen zu finden sind – die Mitschriften des Prozesses von 1982 und der Aufnahme von Zeugenaussagen davor sowie der PCRA-Anhörung zur Wiederaufnahme des Verfahrens von 1995–97 (alles gekennzeichnet als „N.T.“ [Notes of Testimony, Protokolle der Zeugenaussagen]) wie auch eidesstattliche und andere Erklärungen, die bei Bundes- und Staatsgerichten eingereicht wurden, und Ermittlungsberichte der Polizei (IIR [Investigation Interview Record, Vernehmungsprotokoll der Ermittlung]). Zitaten aus Murdered by Mumia folgt die Seitenangabe. Der Leser wird aufgefordert, auch in der PDC-Broschüre vom Juli 2006 The Fight to Free Mumia Abu-Jamal – Mumia Is Innocent! nachzulesen, auf Deutsch vom KfsV als Der Kampf für die Freiheit von Mumia Abu-Jamal – Mumia ist unschuldig! im Dezember 2006 herausgegeben. Sie enthält eine detaillierte Darlegung der Fakten über den Fall wie auch eine Reihe von eidesstattlichen und anderen Erklärungen. Sie ist verfügbar unter http://www.partisandefense.org/pubs/innocent.

Was geschah am 9. Dezember 1981

Lüge: In praktisch jedem Kapitel des Buches behaupten Faulkner und Smerconish, weder Mumia noch sein Bruder William Cook, der sich bei Faulkners Erschießung am Tatort befand, haben je Rechenschaft darüber abgelegt, was am 9. Dezember 1981 geschah. Sie schreiben zum Beispiel: „Im Laufe von 25 Jahren und trotz einer weltweiten Kampagne für ihn hat er [Mumia] nie eine Erklärung angeboten zu dem, was am 9. Dezember 1981 geschehen ist“ (Seite 47).

Wahrheit: Von Anfang an hat Mumia stets erklärt, unschuldig zu sein, so auch in seiner Ansprache vor dem Prozessgericht. (N.T.7/3/82:14-15) Am 3. Mai 2001 gab er, wie auch sein Bruder am 15. Mai 1999 und am 29. April 2001, eine beeidete Erklärung ab, worin detailliert dargelegt wird, was sie in der Nacht von Faulkners Erschießung gesehen haben. Am 8. Juni 1999 legte Arnold Beverly eine eidesstattliche Erklärung ab, worin detailliert dargelegt wird, wie er und nicht Mumia Faulkner getötet hat. Smerconish und Faulkner wissen das – die Erklärungen und Beverlys eidesstattliche Erklärung befinden sich auf der ursprünglichen Daniel-Faulkner-Website! (Siehe: http://www.danielfaulkner.com/original/testimony.html)

In seiner Erklärung stellte Mumia fest: „Ich habe den Polizeibeamten Daniel Faulkner nicht erschossen. Ich hatte mit der Ermordung von Officer Faulkner nichts zu tun. Ich bin unschuldig.“ Er beschrieb, wie er im Stadtteil Center City von seinem geparkten Taxi weggelaufen sei, nachdem er Schüsse gehört und andere Leute laufen gesehen hatte, und seinen Bruder schwankend auf der Straße erkannt habe. Er sah, „wie sich ein uniformierter Polizist mit einer Waffe in der Hand zu mir umdrehte, ich sah einen Lichtblitz und fiel auf die Knie nieder“. Mumia wurde in die Brust geschossen und lebensgefährlich verletzt. Weiter sagte er: „Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich Tritte und Schläge fühlte und aus einer Benommenheit herausgerissen wurde.“ Er erinnerte sich: Polizisten „brüllten und fluchten, packten mich und zerrten an mir“. „Ich wurde auf die Füße gezerrt“, fuhr er fort, „gegen einen Telefonmast gerammt, geschlagen, als ich hinfiel, und in einen Polizeiwagen geworfen.“ Er erklärte, dass sich später die Tür des Polizeiwagens geöffnet habe und ein weißer Polizist in einem weißen Hemd „fluchend hereinkam und mich gegen die Stirn schlug. Ich erinnere mich nicht an viel von dem, was er sagte, außer an jede Menge ,N----rs‘, ,schwarze Motherfucker‘ und was sonst noch alles.“ (Siehe: http://partisandefense.org/pubs/deutsch/unschuldig/maj.html)

In seiner Erklärung von 1999 stellte William Cook fest: „Mumia Abu-Jamal hat Officer Faulkner nicht erschossen und ich habe Officer Faulkner nicht erschossen.“ Cook erklärte, er sei „von Officer Faulkner angehalten [worden], als ich in meinem Volkswagen im City Center herum fuhr mit Kenneth Freeman“. Er erklärte auch, Freeman, sein Beifahrer und Geschäftspartner, habe ihm „nach jener Nacht [erzählt], es habe einen Plan gegeben, Officer Faulkner zu töten, Freeman sei Teil dieses Plans gewesen, er sei in dieser Nacht bewaffnet gewesen und habe sich an der Schießerei beteiligt“. Cook erklärte auch: „Freeman lief vom Tatort weg, nachdem Officer Faulkner erschossen worden war.“ In seiner eidesstattlichen Erklärung von 2001 stellte Cook fest, Freeman habe „seine grüne Armeejacke [getragen]“. (Siehe: http://partisandefense.org/pubs/deutsch/unschuldig/wc.html)

In seiner eidesstattlichen Erklärung stellte Arnold Beverly fest, „dass Mumia Abu-Jamal den Polizeibeamten Faulkner nicht erschossen hat… Jamal hatte mit der Schießerei nichts zu tun.“ Beverly führte aus: „Ich wurde zusammen mit einem anderen Typen angeheuert und bezahlt, Faulkner zu erschießen. Ich hatte gehört, Faulkner sei ein Problem für den Mob [Mafia] und korrupte Polizisten, weil er störte bei den Schmier- und Bestechungsgeldern, mit denen erkauft wurde, dass illegale Aktivitäten wie Prostitution, Glücksspiel und Drogen im Stadtzentrum nicht strafrechtlich verfolgt wurden.“ Beverly sagte, man habe ihm „eine .38 policeman’s special [gegeben], und ich hatte außerdem meinen eigenen Revolver Kaliber .22 dabei“. Beverly, der wie Freeman eine grüne Armeejacke trug, erklärte, er habe, als er am Tatort von 13th und Locust Street erschien, „Polizeibeamte in diesem Gebiet“ gesehen. Er habe sich aber „keine Sorgen“ gemacht, „da ich vom Mob beauftragt worden war, Faulkner zu erschießen, und davon überzeugt war, dass jegliche Polizisten am Tatort nur da seien, um mir zu helfen“.

Beverly schilderte, dass er Faulkner aus seinem Streifenwagen steigen und zu einem VW gehen sah. Er hörte einen Schuss und dann einen zweiten, der seine linke Schulter streifte. Er fuhr fort: „Ich rannte über die Locust Street und beugte mich über Faulkner, der rücklings auf den Bürgersteig gefallen war. Ich schoss Faulkner aus nächster Nähe ins Gesicht. Jamal wurde kurz danach von einem uniformierten Polizisten, der am Tatort eintraf, angeschossen.“ Beverly sagte zum Schluss, er habe die Gegend durch das Speedline-U-Bahn-System verlassen „und traf gemäß vorheriger Absprache einen Polizisten, der mir half, als ich die Schnellbahn ungefähr drei Häuserblocks weiter verließ. Ein Wagen wartete auf mich, und ich verließ das Stadtzentrum.“ (Siehe: http://partisandefense.org/pubs/deutsch/unschuldig/ab.html)

Die beeideten Erklärungen von Mumia und William Cook und Arnold Beverlys eidesstattliche Erklärung wurden zusammen mit einer Menge unterstützenden Beweismaterials, auf das wir später detailliert eingehen werden, im Jahre 2001 Bundes- und Staatsgerichteten vorgelegt. (No. 99 Civ 5089; No. 8201-1 357-59) Doch die Gerichte weigerten sich, sie überhaupt zu verhandeln. Was Faulkner und Smerconish angeht, so tun sie Beverlys Geständnis als „ausgemachten Blödsinn“ (Seite 28) ab. Erwartungsgemäß sagen sie kein Wort über die bei der Polizei von Philadelphia grassierende Korruption, einschließlich ihrer Arbeitsbeziehung zum Mob. Zum Zeitpunkt der Ermordung Faulkners wurden gegen die Polizeiabteilung mindestens drei Bundesermittlungen wegen Korruption durchgeführt, unter anderem wegen Verbindungen der Polizei zum Mob. (Siehe: http://partisandefense.org/pubs/deutsch/unschuldig/rw.html)

Die Bullen wollen Mumia nicht nur töten, weil er eine machtvolle Stimme für die Freiheit der Schwarzen ist, sondern auch um die Beweise für ihre eigene Kriminalität zu verbergen.

Die Augenzeugen

Lüge: Laut Faulkner und Smerconish „haben drei Leute Abu-Jamal bei der Tat beobachtet – vier, wenn man [Albert] Magilton mitrechnet, der zeitweise weggesehen hat“ (Seite 42). Die anderen drei sind Cynthia White, Robert Chobert und Michael Mark Scanlan. Die „Prozessaussagen der Augenzeugen des Mordes und ihre Zeugenaussagen vor dem Prozess … liefern eine einleuchtende und widerspruchsfreie Bestätigung von Mumias Verhalten“ und „weisen einen hohen Grad an Genauigkeit auf, indem sie Details wiedergeben wie die von Abu-Jamals Automarke, die Farbe seines Hemdes und die Art seiner Frisur“ (Seite 29).

Wahrheit: Kein Zeuge sagte aus, Mumia tatsächlich mit der Waffe in der Hand auf Officer Faulkner schießen gesehen zu haben. Die Zeugenaussagen sind verworren, widersprechen sich und beschreiben in ihren Details jemand anderen als Mumia als den Schützen. Kein einziger Zeuge der Anklage hat je Mumias „Automarke“ beschrieben – d. h. sein Taxi.

Mumia trug Rastalocken, war über 1,80 m groß und wog um die 77 Kilo. Er trug eine blaue Skisteppjacke mit je einem breiten roten Längsstreifen beidseits der Vorderseite.

Mark Scanlan, ein 24-jähriger Weißer, beschrieb anfangs den Mann, von dem er behauptete, ihn gesehen zu haben, wie er Faulkner erschoss, als jemanden mit einem rot-gelben oder rot-gelb-schwarzen Pullover und einem schwarzen Hut. Scanlan erklärte ausdrücklich, dass der Mann keine Rastalocken nach Art der MOVE-Organisation hatte, sondern eine Afro-Frisur. Scanlan erklärte weiter, dass er das Gesicht des Mannes nicht sehen konnte. (IIR 12/9/81) Er sagte beim Prozess aus, er habe getrunken und der Polizei erklärt: „Ich weiß nicht, welcher Mann den Beamten erschossen hat.“ (N.T.6/25/82:13, 46; IIR 12/11/81)

Robert Chobert, ein 23-jähriger weißer Taxifahrer, beschrieb anfänglich eine Person, die er über Faulkner habe stehen und auf ihn schießen sehen, als stämmig und mit einem hellbraunen Hemd und Jeans bekleidet. (IIR 12/9/81) Drei Tage später beschrieb er den Schützen als etwa 100 Kilogramm schwer und mit einem dunkelgrauen Oberhemd mit einem rot-grünen Bild auf der Rückseite bekleidet. (IIR 12/12/81) Beide Male gab er zu, keine Schusswaffe gesehen zu haben, und bei seiner zweiten Vernehmung, dass er keinen Lichtblitz gesehen habe. (IIR 12/12/81)

Albert Magilton, ein 26-jähriger Weißer, sagte aus, alles, was er gesehen habe, sei, dass Mumia schnell die Straße betreten habe (N.T.6/25/82:100, 106) und dass er keinen Hut aufgehabt hatte. (N.T.6/25/82:92) Er sagte auch aus, dass er niemanden mit einer Schusswaffe gesehen habe. (IIR 12/9/81; N.T.6/25/82:100) Die Zeugin der Anklage Cynthia White, eine 23-jährige schwarze Prostituierte, beschrieb den Schützen als „klein“. (IIR 12/9/81)

An die 20 Zeugen, die unterschiedliche Anteile des Gesamtgeschehens aus verschiedenen Blickwinkeln heraus und auch einander gesehen haben, gaben unterschiedliche Beschreibungen von dem, was geschah.

Zusätzlich zu Beverly und Cook berichteten sechs Zeugen, darunter zwei Polizisten und zwei zivile Zeugen der Anklage, dass jemand am Tatort mit grüner Armeejacke oder -mantel bekleidet war. Zu diesen Zeugen gehören Mark Scanlan, Albert Magilton, Officer James Forbes, Officer Stephen Trombetta, Robert Pigford und William Singletary. (Scanlan: N.T.6/25/82:26 und IIR 12/11/81; Magilton: G.M. Newman 7/19/95 Interview; Forbes: IIR 12/9/81, 12/16/81; Trombetta: IIR 12/9/81; Pigford: IIR 12/9/81; Singletary: N.T.8/11/95:235-36) William Singletary sagte bei den PCRA-Anhörungen von 1995 aus, ein Beifahrer in dem VW, der einen Armeemantel getragen habe, sei aus dem Wagen gestiegen, habe Officer Faulkner erschossen und sei davongerannt. (N.T.8/11/95:235-36) Der Zeuge Robert Pigford, der später Polizist werden sollte, sagte der Polizei in der Nacht der Schießerei, dass er unmittelbar, nachdem er Schüsse gehört hatte, einen Mann in einer Armeejacke über Faulkner gebeugt gesehen habe. (IIR 12/9/81) Weder Mumia noch William Cook trugen eine grüne Armeejacke. In seiner eidesstattlichen Erklärung von 1999, in der er den Mord an Faulkner gestand, erklärte Beverly: „Ich trug eine grüne (Tarn-) Armeejacke.“ In seiner Erklärung vom 29. April 2001 erklärte William Cook, er habe einen Beifahrer im Auto gehabt, Kenneth Freeman, der ebenfalls „seine grüne Armeejacke [getragen habe]“.

Lüge: Faulkner und Smerconish schreiben, dass Cynthia White „eine entscheidende Zeugin in unserem Fall war“, weil „sie die einzige Zeugin war, die aufgrund ihres Standortes das gesamte Geschehnis von Anfang bis Ende gesehen hat“ (Seite 280).

Wahrheit: Cynthia White war während der Schießerei nicht einmal anwesend. Die Zeugen der Anklage Chobert, Scanlan und Magilton wie auch die Zeugin der Verteidigung Veronica Jones, die White kannte, sagten alle beim Prozess aus, dass sich White nicht an der Ecke befunden habe, von der aus sie die Schießerei beobachtet haben will. (Chobert: N.T.6/19/82:227-28; Scanlan: N.T.6/25/82:58; Magilton: N.T.6/25/82:86; Jones: N.T.6/29/82:129-30) William Singletary sagte aus, dass White nach der Schießerei auf ihn zugekommen sei, um ihn zu fragen, was geschehen sei. (8/31/90 Deposition 25)

Veronica Jones sagte beim Prozess 1982 aus, dass White für ihre Falschaussage von der Polizei Vergünstigungen erhalten habe. (N.T.6/29/82:129, 134-36) Faulkner und Smerconish behaupten fälschlich, Jones habe dies zum ersten Mal bei den PCRA-Anhörungen von 1996 aufgebracht (Seite 183). Whites Foto hing in Faulkners Revier aus, mit der Anweisung, im Falle ihrer Festnahme die Mordkommission zu informieren. Sie wurde innerhalb von acht Tagen nach der Schießerei zweimal festgenommen und sie wurde erst freigelassen, nachdem sie für die Mordkommission neue Zeugenaussagen unterschrieben hatte. Jedes Mal änderte sie ihre Geschichte so, dass Mumia mehr belastet wurde. (N.T.6/21/82:159-90; 6/22/82:31, 33, 55-58) Während der PCRA-Anhörungen von 1997 sagte die Prostituierte Pamela Jenkins aus, White habe ihr erzählt, sie würde von der Polizei bedroht. (N.T.6/26/97:48) Eine beeidete Erklärung aus dem Jahre 2002 von Yvette Williams, die zusammen mit Cynthia White im Gefängnis gesessen hatte, stellte ebenfalls fest, dass White von der Polizei bedroht wurde. (1/28/02 Declaration)

Lüge: Faulkner und Smerconish schreiben, dass der Taxifahrer Robert Chobert, der beim Prozess von 1982 „auf Abu-Jamal zeigte“ als den Mörder (Seite 37), „Zeuge war, wie Danny zu Boden geschlagen wurde und der ,Schütze‘ über ihm stand und drei weitere Schüsse abgab“ (Seite 14). Sie haben auch eine Behauptung Choberts aufgegriffen, er habe zum Zeitpunkt der Schießerei hinter Daniel Faulkners Wagen geparkt (Seite 308).

Wahrheit: 1995 gab Chobert zu, dass er die Schießerei nie gesehen hat. (G.M. Newman 9/25/01 Affidavit) Chobert hatte nicht hinter Faulkners Polizeiwagen geparkt, eine Tatsache, die durch die erst kürzlich zu Tage geförderten Tatortfotos des freien Fotografen Pedro Polakoff bestätigt wird, die von der Staatsanwaltschaft fast 25 Jahre lang unterdrückt wurden. Aufgenommen nur Minuten nach der Schießerei, zeigen die Fotos keinen Wagen, der hinter Faulkners Fahrzeug parkte.

Beim Prozess von 1982 gab Chobert zu, dass Mumia nicht der Beschreibung eines stämmigen Schwarzen entsprach, die Chobert der Polizei gegeben hatte. (N.T.6/19/82:234-35) Chobert hatte der Polizei in der Nacht der Schießerei zunächst gesagt, der Schütze sei „davongelaufen“, was für Mumia angesichts seiner lebensgefährlichen Schussverletzung nicht möglich gewesen wäre. (N.T.6/1/82:70; 6/19/82:234-35) Erst auf weitere Vernehmung hin änderte Chobert seine Darstellung. (N.T.6/19/82:236-37) Chobert fuhr mit einem gesperrten Führerschein, da er auf Bewährung war, weil er sich hatte anheuern lassen, einen Molotow-Cocktail in eine Schule zu werfen. (N.T.6/19/82:220-22; 8/15/95:5-6) Während der PCRA-Anhörungen von 1995 gab Chobert zu, von der Staatsanwaltschaft für seine Aussage insgeheim Vergünstigungen erhalten zu haben und über die ganze Zeit des Prozesses von 1982 unter dem Schutz der Polizei gestanden zu sein. (N.T.8/15/95:4-10)

Lüge: Faulkner und Smerconish schreiben: „Nur zwei Menschen sind nach Beobachtungen von fünf Augenzeugen Danny so nahe gekommen – William Cook und Mumia Abu-Jamal“ (Seite 172). Der fünfte „Zeuge“, auf den hier neben White, Chobert, Scanlan und Magilton Bezug genommen wird, ist Robert Harkins. Faulkner und Smerconish beschreiben seine Aussage bei den PCRA-Anhörungen von 1995 als „Bestätigung von Choberts und Whites Darstellungen“ (Seite 23).

Wahrheit: Fünf Zeugen sagten, dass nach der Schießerei ein oder zwei schwarze Männer in östliche Richtung davongelaufen seien. Beim Prozess von 1982 beharrte der Zeuge der Verteidigung Dessie Hightower darauf, jemanden vom Tatort fliehen gesehen zu haben. (N.T.6/28/82:125-27) Debbie Kordansky, Veronica Jones und Robert Chobert gaben anfänglich gegenüber der Polizei an, sie haben jemanden vom Tatort fliehen sehen (Kordansky: IIR 12/9/81; Jones: IIR 12/15/81; N.T.6/1/82:70), wenngleich Jones und Chobert dies beim Prozess unter Polizeidruck verneinten. (N.T.6/19/82:236-37; 6/29/82:99-102) Während der PCRA-Anhörungen von 1996 widerrief Veronica Jones ihre Prozessaussage von 1982 mit der Erklärung, sie sei von der Polizei mit langjähriger Haftstrafe aufgrund eines Kapitalverbrechens und mit dem Verlust ihrer Kinder bedroht worden, falls sie nicht gegen Mumia aussage. (N.T.10/1/96:20-24, 32-33) Während der PCRA-Anhörungen von 1995 sagte William Singletary aus, er habe den Beifahrer aus dem VW steigen, Faulkner erschießen und davonrennen sehen (N.T.8/11/95:235-36), und Hightower wiederholte, er habe einen Mann vom Ort der Schießerei fliehen sehen, und erklärte, er habe es mit Schikanen von Seiten der Polizei zu tun bekommen, weil er die Wahrheit gesagt hatte. (N.T.8/3/95:18-19, 23-24, 103)

Harkins’ Erklärungen gegenüber der Polizei unterschieden sich so stark von denen der Zeugen der Anklage und ihrer Darstellung des Tathergangs, wie Faulkner getötet wurde, dass ihn die Anklage beim Prozess von 1982 nicht als Zeugen berief. In seinen Erklärungen gegenüber der Polizei (IIR 12/9/81, 12/17/81) und während der PCRA-Anhörungen von 1995 (N.T.8/2/95:205-06) behauptete Harkins, nur eine Person in der Nähe Faulkners gesehen zu haben, den Schützen.

Lüge: Faulkner und Smerconish halten an der Darstellung der Anklage fest, dass William Cook allein in seinem VW gesessen habe, als er von Faulkner angehalten wurde, und behaupten, Cook habe „der Polizei nie gesagt, dass jemand mit ihm im Volkswagen gesessen habe“ (Seite 141).

Wahrheit: Es gab einen Beifahrer, Kenneth Freeman, der mit William Cook im Wagen saß. Sowohl in seiner beeideten Erklärung vom Mai 1999 wie auch der vom April 2001 bestätigte William Cook, dass Freeman bei ihm im Auto war. Während der PCRA-Anhörungen von 1995 sagte William Singletary aus, es habe einen Beifahrer gegeben, dieser habe einen Armeemantel getragen (was Cooks Erklärung bestätigte), dieser Mann sei der Schütze gewesen und sei davongerannt. (N.T.8/11/95:234-36)

Während der PCRA-Anhörungen von 1995 kam auch ans Licht, dass die Polizei den Führerscheinantrag eines gewissen Arnold Howard bei Faulkner gefunden hatte. (N.T. 8/9/95:6; 8/11/96:131, 139-40, 167) Diese Information wurde der Verteidigung bei dem Prozess von 1982 vorenthalten. Sie war wichtig, weil Howard den Antrag Kenneth Freeman gegeben hatte. Freemans Anwesenheit in dem Auto würde erklären, wie Faulkner zu Howards Führerscheinantrag gekommen ist. 1995 erklärte Howard, Freeman habe ihm gesagt, er sei zum Zeitpunkt der Schießerei in dem VW gewesen. (N.T.8/9/95:9-10, 23; Howard 8/8/95 Affidavit)

Joseph McGill, Mumias Ankläger von 1982, war zuvor Ankläger gegen William Cook wegen tätlichen Angriffs. Bei Cooks Prozess sagte Cynthia White – die laut Aussage anderer Zeugen die Schießerei nicht gesehen hatte und Singletary gefragt hatte, was passiert sei – aus, es habe einen Beifahrer in Cooks VW gegeben, der ausgestiegen sei, als Officer Faulkner sich von der Fahrerseite her genähert habe. (N.T.3/29/82:33; Singletary 8/31/90 Deposition 24-25) Bei Mumias Prozess änderte sie ihre Aussage und behauptete, es sei niemand sonst auf dem Bürgersteig gewesen. (N.T.6/22/82:134)

Selbst Maureen Faulkner gibt in ihrem Buch zu, Daniel Faulkner habe, nachdem er William Cook angehalten hatte, „den normalen Ruf nach Verstärkung abgesetzt, bevor er ausgestiegen sei, habe dann aber seine Anforderung geändert und zur Zentrale gesagt, ,wenn ich es recht bedenke, schickt mir lieber eine Wanne‘“ (Seite 22) – ein Hinweis darauf, dass sich wahrscheinlich eine weitere Person in dem Wagen befunden hat.

Das erfundene Geständnis

Lüge: Faulkner und Smerconish schreiben: „In der Notaufnahme hörten zwei Augenzeugen, Abu-Jamal frech herausschreien, ,Ich habe auf den Motherfucker geschossen und ich hoffe der Motherfucker stirbt‘“ (Seite 24). Die beiden „Augenzeugen“ waren die Sicherheitsbedienstete des Krankenhauses Priscilla Durham und der Polizeibeamte Garry Bell.

Wahrheit: Es hat nie ein Geständnis gegeben. Wie Mumia in seiner eidesstattlichen Erklärung von 2001 feststellte: „Das Blut in meiner Lunge machte das Sprechen schwer und Schreien unmöglich. Ich habe niemals irgendetwas gestanden, weil ich nichts zu gestehen hatte“. Das Geständnis war von der Anklage bei einem Treffen mit Bullen am runden Tisch zwei Monate nach der Schießerei erfunden worden (N.T.8/1/95:78-79, 91), nachdem sich herausgestellt hatte, dass ein früheres, von Inspektor Alfonzo Giordano ausgehecktes, falsches Geständnis nicht benutzt werden konnte, weil gegen diesen wegen Korruption ermittelt wurde (siehe unten).

Gary Wakshul, der Polizeibeamte, der zur Bewachung Mumias in der Nacht der Schießerei die ganze Zeit über abgestellt war, berichtete am selben Tag: „Der männliche Neger machte keine Äußerungen.“ (IIR 12/9/81 und N.T.8/1/95:38) Die Anklage und Richter Albert Sabo verhinderten, dass Wakshul beim Prozess von 1982 aussagte, doch bei den PCRA-Anhörungen von 1995 sagte er aus, dass weder Durham noch Bell zum Zeitpunkt des angeblichen Geständnisses überhaupt anwesend gewesen seien. (N.T.8/1/95:23, 51) In verschiedenen Berichten stellte Stephen Trombetta, der andere zur Bewachung Mumias abgestellte Polizeibeamte, klar, dass Mumia kein Geständnis abgelegt hatte, auch nicht im Krankenhaus. (IIR 12/9/81, 12/17/81, 2/12/82)

Tatsächlich drohte der Polizeibeamte Garry Bell Mumia im Krankenhaus: „Wenn er [Faulkner] stirbt, stirbst du.“ (LeGrand: IIR 2/2/82; Prayer: IIR 2/8/82; Durham: IIR 2/9/82) Keiner der Bullen und Sicherheitskräfte des Krankenhauses gab an, gehört zu haben, was Bell und Durham angeblich gehört hatten, obwohl Durham angegeben hatte, dass sich 15 oder 20 Bullen in nächster Nähe aufgehalten hatten. (N.T.6/24/82:57) Weder Bell noch Durham berichteten überhaupt von der Anwesenheit des jeweils anderen. Bell erwähnte das „Geständnis“ in seinem Polizeiprotokoll dieser Nacht überhaupt nicht und auch nicht in einer Erklärung gegenüber Kriminalbeamten am 16. Dezember 1981. Bell berichtete erstmals am 25. Februar 1982, gehört zu haben, wie Mumia gestand.

Faulkner und Smerconish weisen auf ein unsigniertes, mit Schreibmaschine geschriebenes Stück Papier hin – das vom Dezember 1981 stammen und von Durhams Dienstvorgesetzten geschrieben sein soll – welches das „Geständnis“ wiedergibt (Seite 309-10). Doch vor Gericht bestritt Durham, diesen Bericht je gesehen zu haben. (N.T.6/24/82:98-99) Im Jahr 2003 gab Durhams Stiefbruder, Kenneth Pate, einer Erklärung ab, dass Durham ihm gesagt habe, sie sei von den Bullen unter Druck gesetzt worden, falsch auszusagen, dass Mumia gestanden habe. (4/18/03 Declaration)

Lug und Trug bei der Ballistik

Lüge: Faulkner und Smerconish schreiben, die aus Faulkner entfernten Geschosse „passten zu der von Abu-Jamal angeschafften Schusswaffe“ (Seite 24).

Wahrheit: Das sie „passten“, wurde nie festgestellt, geschweige denn irgendein Beweis geliefert, dass Mumias Schusswaffe in jener Nacht abgefeuert wurde! Die Schusswaffenabteilung der Polizei behauptete, das größte aus Faulkners Kopf entfernte Geschossfragment sei für einen Test zu verformt gewesen und ein zweites aus der Kopfwunde entferntes Geschossfragment verschwand einfach spurlos. (N.T.6/23/82:108; 8/2/95:62-66, 75-77) Unglaublicherweise hat die Polizei nie eine Untersuchung von Mumias Händen und seiner Schusswaffe auf Schmauchspuren, oder ob die Waffe in jener Nacht abgefeuert wurde, zu Protokoll gegeben. (N.T.8/2/95:66-72) Wie die Polakoff-Fotos zeigen, fasste der Bulle, der die Schusswaffen am Tatort einsammelte, sie unsachgemäß mit bloßen Händen an. Er übergab sie erst nach zwei Stunden der Schusswaffenabteilung, was mehr als genug Zeit ließ, sich an ihnen zu schaffen zu machen. (N.T.6/19/82:169; 12/9/81 Prop. Rect.)

Faulkner und Smerconish behaupten, ein aus Faulkner entferntes Geschoss „sei vereinbar“ mit Mumias Charter-Arms-Revolver (Seite 24), und fügen den Ausschnitt einer Aussage des Polizei-Ballistikers Anthony Paul beim Prozess von 1982 bei (Seite 318) „Vereinbar sein“ ist ein Codewort, das Staatsanwälte benutzten, wenn sie Beweismaterial nicht eindeutig zuordnen können. Tatsächlich lassen Smerconish und Faulkner die nächsten beiden Seiten der Aussage weg, auf denen Paul zugibt, dass das Geschoss ebenso mit „mehreren Millionen“ anderer Schusswaffen vereinbar sei. (N.T.6/23/82:168-69)

Lüge: Murdered by Mumia behauptet, die Verteidigung habe „nie die Spur eines Beweises vorgebracht“, dass es ein fehlendes Geschossfragment gibt (Seite 117).

Wahrheit: Das Bleifragment und seine Maße (10x3x2 mm) sind in dem Obduktionsbericht des medizinischen Gutachters dokumentiert. (12/9/81 Postmortem Report) Wie schon bemerkt, ist dieses Fragment verschwunden und wurde nicht als Teil des ballistischen Beweismaterials aufbewahrt – Tatsachen, die von Mumias Sachverständigen bei den PCRA-Anhörungen von 1995 nachgewiesen wurden. (N.T.8/2/95:75-77; 8/4/95:40-42; 8/9/95:151)

Murdered by Mumia kann die Tatsache nicht widerlegen, dass die Untersuchungsergebnisse des medizinischen Gutachters, den der Staatsanwalt beim Prozess von 1982 als einen „Experten“ in Sachen Ballistik bezeichnete (N.T. 6/25/82:176), feststellen, dass Faulkner mit einer Kugel vom Kaliber .44 erschossen wurde; Mumias Schusswaffe war vom Kaliber .38. (12/9/81 Findings; N.T.8/2/95:73-74; 8/9/95:190) Das verschwundene Fragment könnte der Überrest des anfänglich vom medizinischen Gutachter beschriebenen Geschosses vom Kaliber .44 sein oder aus dem Revolver vom Kaliber .22 stammen, den Beverly nach seiner Aussage in der Nacht von Faulkners Erschießung getragen hat.

Lüge: Faulkner und Smerconish behaupten, dass Mumias Schusswaffe „am Tatort zusammen mit fünf Patronen sichergestellt wurde, die alle abgefeuert waren“, dass Mumia Daniel Faulkner „oben in den Rücken“ und danach „mitten ins Gesicht“ geschossen habe und dass „beide Kugeln aus einem Abstand von weniger als 50 Zentimetern abgefeuert wurden“ (Seite 24). Das ganze Buch hindurch gehen Faulkner und Smerconish mit der Geschichte der Anklage hausieren, Mumia habe, nachdem er Faulkner in den Rücken geschossen hatte, über dem auf dem Pflaster Liegenden gestanden und wenigstens drei Schüsse auf sein Gesicht abgegeben.

Wahrheit: Es gibt keinen Beweis für diese drei oder vier Kugeln, von denen angeblich bis auf eine alle ihr Ziel aus nächster Nähe verfehlt haben sollen. Wie die Polakoff-Fotos bestätigen, gibt es keine Einschläge (oder Geschossspuren) auf dem Bürgersteig, was beweist, dass die Tathergangsbeschreibung der Anklage frei erfunden ist.

Lüge: Murdered by Mumia behauptet, „die in Mumias Schusswaffe gefundenen Patronenhülsen seien alle Special +P-Munition gewesen (4 von der Marke Federal, 1 Remington)“, „ein ungewöhnliches Geschoss mit einer extra starken Pulverladung“, die „ihr Ziel zerstört“ (Seite 115). Faulkner und Smerconish behaupten, dies zeige, Mumia sei „fest entschlossen gewesen, auf jemanden zu schießen und ernsthaft zu verletzen oder zu töten“, dass er „jemanden, der seinen Weg kreuzte, hinrichten“ wollte (Seite 87).

Wahrheit: Mumias Schusswaffe hatte keine Plus-P-Munition. Der Bericht der polizeilichen Schusswaffenabteilung vom 5. Januar 1982 identifiziert die Patronenhülsen in Mumias Schusswaffe nicht als Special Plus P, obgleich solche Hülsen mit einem klaren Aufdruck versehen gewesen wären. Der Polizeibeamte James Forbes, der nach der Schießerei die Schusswaffen an sich genommen hatte, sagte beim Prozess von 1982 aus, dass die Patronenhülsen in Mumias Schusswaffe Winchesters gewesen seien, nicht von der Marke Federal oder Remington (N.T.6/19/82:175-76), und demonstrierte so die weit verzweigten Ungereimtheiten in den Lügen der Anklage.

Mumia hatte eine legal registrierte Schusswaffe, die er zu seinem Schutz bei sich trug, nachdem er als Taxifahrer mit vorgehaltener Waffe beraubt worden war.

Lüge: Smerconish und Faulkner schreiben: „Es wurde ermittelt, dass die Kugel, die Abu-Jamal traf, aus Dannys Smith & Wesson-Polizeipistole vom Kaliber .38 abgefeuert worden war“ (Seite 24). Die Anklage hat stets behauptet, Faulkner habe seine Schusswaffe abgefeuert, als er, nachdem er angeschossen worden war, zu Boden fiel. (N.T.6/19/82:12)

Wahrheit: Die Tathergangsdarstellung der Anklage wird widerlegt durch die Tatsache, dass Mumias Wundkanal steil abwärts gerichtet war. (N.T.8/4/95:16-19, 21-22) Die Aufzeichnung des medizinischen Gutachters vom 9. Dezember 1981, 9 Uhr (etwa fünf Stunden nach Faulkners Erschießung), stellte fest, dass Sergeant Westermann von der Mordkommission einem Ermittler des medizinischen Gutachters gesagt habe, Mumia sei von „eintreffenden Polizeiverstärkungen“ angeschossen worden.

Die Waffe, die Faulkner angeblich benutzt hatte, um auf Mumia zu schießen, befand sich nicht in dem Zustand, wie man es bei einem begeisterten Jäger und ehrgeizigen Polizeibeamten, der im Begriff ist die Prüfung zum Kriminalbeamten abzulegen, erwarten würde und schon gar nicht von einem, der um 4 Uhr morgens in Philadelphias Center-City-Bezirk auf Streife unterwegs ist. Dem polizeilichen Ballistikgutachten zufolge hatte der Revolver einen verbogenen Hammersporn, enthielt alte Pulverreste, Schmutz und Flusen in den Kammern und ließ sich wegen zu großer Gummigriffschalen nicht wie vorgesehen für Einzelfeuer spannen. Der Revolver war wahrscheinlich schon „ausgemustert“. Schließlich sagte nicht ein einziger Zeuge der Anklage aus, Daniel Faulkner auf Mumia schießen gesehen zu haben. (Chobert: N.T.6/19/82:267; White: N.T.6/21/82:104; Scanlan: N.T.6/25/82:47; Magilton: N.T.6/25/82:88-89)

Der abgekartete Prozess

Lüge: Faulkner und Smerconish beschreiben Richter Albert Sabo, der dem Prozess von 1982 und den PCRA-Anhörungen von 1995–97 vorsaß, als einen „zurückhaltenden und würdevollen“ Richter, der „den Ruf hatte, sehr selten in der Berufung revidiert zu werden“ (Seite 31–32).

Wahrheit: Sabo wurde in mehr als einem Drittel seiner Fälle in der Berufung revidiert (J. Henderson, „Philadelphias Judge Sabo: The Judge Who Became Death Row’s King“ [Philadelphias Richter Sabo: Der Richter, der König der Todeszellen wurde], 1996). Zum Zeitpunkt des Prozesses von 1982 hörte ihn die Gerichtsstenografin Terri Maurer-Carter sagen, „ich werde ihnen dabei helfen, den N----r zu braten“, eine Tatsache, die in Murdered by Mumia völlig weggelassen wird. Sabo schloss Mumia für fast die Hälfte des Prozesses aus dem Gerichtssaal aus und entzog ihm so die Möglichkeit, an seiner eigenen Verteidigung teilzunehmen. Während der PCRA-Anhörungen von 1995 schrieb der Philadelphia Inquirer (16. Juli 1995) über Sabo: „Vom ersten Moment an war das Verhalten des Richters in diesem Verfahren peinlich, und während der Anhörungen letzte Woche erweckte er bei den Anwesenden im Gerichtssaal nicht gerade den Eindruck von Unparteilichkeit.“ Eine Studie von 1996 zeigte, dass Sabo mehr als doppelt so viele Männer, überwiegend Schwarze und Latinos, in die Todeszelle schickte wie irgendein anderer Vorsitzender Richter im Land. Er war ein Mitglied der Polizeibruderschaft im Ruhestand und weithin bekannt, auch beim juristischen Establishment von Philadelphia, als ein „Ankläger in Richterrobe“.

Lüge: Faulkner und Smerconish behaupten, dass Joseph McGill, der Ankläger im Prozess von 1982, „entschlossen war, so viele schwarze Geschworene wie möglich zuzulassen“ (Seite 156).

Wahrheit: Joseph McGill nahm 11 von 15 Möglichkeiten, einen Geschworenen ohne Angabe von Gründen abzulehnen, wahr, um Schwarze aus Mumias Jury auszuschließen. Eine statistische Untersuchung zeigte, dass Ankläger von Philadelphia in den 1980er-Jahren 5,2 Mal häufiger Schwarze aus der Jury ausschlossen als Weiße. Im Jahre 1987 fertigte das Staatsanwaltsbüro von Philadelphia auf Grundlage seiner langjährigen Praxis ein offizielles Trainingsvideo darüber an, wie man schwarze Geschworene ausschließen und damit durchkommen konnte. Ein einminütiger Ausschnitt aus dem Video wurde von Journalists for Mumia bei YouTube ins Internet gestellt. (Siehe: http://www.youtube.com/watch?v=rv9SJPa_dF8) Es zeigt den stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt Jack McMahon, wie er Staatsanwälten rät, Geschworene auszuwählen, die „unfair sind und mit größerer Wahrscheinlichkeit verurteilen“! Er rät den Staatsanwälten auch, „die Schwarzen aus den Gegenden mit niedrigem Einkommen“ zu meiden und warnt sie: „Ihr wollt keine intelligenten Menschen.“

Die Fakten über das Geständnis Arnold Beverlys

Die eidesstattliche Erklärung Arnold Beverlys vom 8. Juni 1999, die detailliert beschreibt, wie er angeheuert wurde, Faulkner zu töten, der für den Mob und korrupte Bullen zum Problem geworden war, ist ein entscheidendes Beweisstück, das deutlich die Tiefe des Komplotts gegen Mumia Abu-Jamal aufzeigt. Da sie das Beverly-Geständnis von vorneherein ablehnen, verlieren Faulkner und Smerconish kaum ein Wort über die Verhandlungen von 2001 vor Bundes- und Staatsgerichten, in denen die Verteidigung versuchte, das Geständnis und eine umfängliche Sammlung unterstützenden Beweismaterials vorzulegen. Neben den beeideten Erklärungen von Mumia und William Cook enthielten die von der Verteidigung vorgelegten Materialien die eidesstattlichen Erklärungen Donald Hersings, einer vertraulichen FBI-Quelle während dessen Ermittlungen von 1981/82 gegen Korruption bei der Polizei im Stadtteil Center City, und von Privatdetektiv Michael Newman. Sie enthielten auch die eidesstattliche Erklärung der Anwältin des Partisan Defense Committee Rachel Wolkenstein vom 28. Juli 2001. Sie arbeitete von 1995 bis 1999 in Mumias Verteidigungsteam. Wolkensteins eidesstattliche Erklärung legte umfassend das maßgebliche Beweismaterial dar, das Beverlys Geständnis untermauert, und beschrieb, wieso Mumias ehemaliger Hauptverteidiger Leonard Weinglass sich geweigert hatte, dieses Beweismaterial vor Gericht zu bringen.

Murdered by Mumia geht dem Beverly-Geständnis und dem stützenden Beweismaterial so sorgsam aus dem Weg, dass die Autoren nicht einmal die Anwälte erwähnen, die Mumias Verteidigungsteam damals leiteten – Marlene Kamish, Eliot Grossman und Nick Brown. Stattdessen behaupten sie fälschlicherweise, Mumias gegenwärtiger Anwalt, Robert Bryan, habe „Leonard Weinglass ersetzt“, den Mumia 2001 gefeuert hatte (Seite 292).

Tatsache ist: Faulkner und Smerconish können Beverlys Geständnis und den Berg an Beweismaterial, der es stützt, nicht widerlegen.

Tatsache: Zurzeit von Faulkners Ermordung liefen gegen die Polizei von Philadelphia mindestens drei Bundesermittlungen wegen Korruption im Zusammenhang von Beziehungen zwischen Bullen und Mob. (D. Hersing 5/10/99 Affidavit) Das Justizministerium bediente sich auch Polizisten aus Philadelphia als Quellen bei den Ermittlungen, darunter eines Polizeibeamten, dessen Bruder ebenfalls Polizist war. Faulkners Bruder war Bulle. Faulkner besaß auch eine sehr teure „Topcon“-Kamera, die damals oft vom FBI verwendet wurde, und hatte sie in der Nacht seines Todes benutzt. (Wakshul IIR 12/16/81) Die Kamera, die Bullen aus Philadelphia an sich genommen hatten, ist seitdem verschwunden. In Murdered by Mumia macht Maureen Faulkner die dunkle Andeutung, dass während des Prozesses von 1982 der Verteidiger Anthony Jackson „mir eine sehr seltsame Frage stellte. Er fragte mich, ob Danny eine Kamera besessen habe. Ich sagte ja“ (Seite 36).

Tatsache: Maureen Faulkner schreibt, dass Ed Frederick, ein Mitglied von Philadelphias Stakeout-Polizeieinheit, sie davon unterrichtet habe, dass Daniel Faulkner, nachdem er ihn an der Ecke Broad und Race Street getroffen hatte, „um 2 oder 3 Uhr nachts weg musste, um ,Clubüberprüfungen‘ durchzuführen, wenn die Bars schlossen“ (Seite 18). In seiner eidesstattlichen Erklärung vom 10. Mai 1999 erklärte der FBI-Informant Donald Hersing: „Uniformierte Beamte führten routinemäßige ,Clubüberprüfungen‘ beim Morning Glory und anderen Nachtclubs durch, bei denen sie zählten, wie viele Besucher die Clubs hatten. Der Zweck, den sie mit dem Sammeln dieser Informationen verfolgten, bestand darin, festzustellen, wie viel Bestechungsgeld sie verlangen sollten.“

Tatsache: Fast die gesamte Befehlskette der „Ermittlungen“ von Faulkners Tod war in Zusammenhang mit den Korruptionsermittlungen des Bundes unter Verdacht, darunter der Chef der Central Division, John DeBenedetto (verurteilt), und der Chef der Mordkommission, James Carlini (nicht angeklagter Mitverschwörer). Inspektor Alfonzo Giordano, der sich 1986 der Korruption schuldig bekannte, war der ranghöchste Beamte am Tatort nach der Erschießung Faulkners und spielte eine Schlüsselrolle bei der Initiierung und Inszenierung des Komplotts. Donald Hersing erklärte unter Eid, dass Giordano zu der Gruppe von Polizeibeamten gehört habe, die in Korruption verwickelt waren. (D. Hersing 5/10/99 Affidavit) Hersing erklärte auch, dass Polizisten von den FBI-Ermittlungen wussten. Murdered by Mumia erwähnt Giordanos Namen nicht ein einziges Mal.

Tatsache: Giordano war die rechte Hand von Frank Rizzo, Philadelphias rassistischem Polizeichef und späteren Bürgermeister Ende der 60er- und in den 70er-Jahren. Von 1968 bis 1970 war Giordano für die Stakeout-Einheit verantwortlich, die an einem Polizeiüberfall auf das Hauptquartier der Black Panther 1970 führend beteiligt war. Er hatte auch die Aufsicht über die 15-monatige Polizeibelagerung des MOVE-Hauses in Powelton Village 1977/78, die mit der abgekarteten Einkerkerung von neun MOVE-Mitgliedern wegen Tötung eines Bullen, der im Kreuzfeuer der Polizei erschossen wurde, endete. Giordano wusste genau, wer Mumia war. Als ranghöchster Polizeibeamter am Tatort hatte er sowohl das Motiv, als auch die Gelegenheit, Mumia Faulkners Ermordung anzuhängen.

Tatsache: Giordano brachte die Behauptung auf, dass Mumias Schusswaffe – die angebliche Mordwaffe – neben ihm auf der Straße gelegen habe, trotz der Tatsache, dass laut Polizeiaufzeichnungen die Bullen selbst 14 Minuten, nachdem Scharen von Polizisten am Tatort erschienen waren, immer noch nach der Schusswaffe suchten. (Police Memo. 12/17/81) Es war Giordano, der behauptete, Mumia habe gestanden, auf Faulkner geschossen zu haben, als er sich hinten im Polizeiwagen befand. (IIR 12/9/81) Diese Behauptung wurde durch Stephen Trombetta widerlegt, der zusammen mit Mumia im Wagen war und klarstellte, dass Mumia keine solche Erklärung abgegeben hatte. (IRR 12/9/81)

Giordano ist auch der Bulle, der Choberts angebliche Identifizierung Mumias arrangierte. (N.T.6/1/82:70-71) Giordano war ein Schlüsselzeuge für die Anklage gegen Mumia bei der Vorverhandlung vom Januar 1982 und der Kautionsverhandlung. (N.T.1/8/82:90-99; 1/11/82:71-78) Er sagte wieder auf einer Anhörung vom 1. Juni 1982 in Zusammenhang mit dem gefälschten Geständnis aus. (N.T.6/1/82:67-98) Dennoch wurde Giordano bei dem Prozess von 1982 nicht als Zeuge berufen. Er wurde zum Bürodienst verdonnert und trat einen Werktag nach der Beendigung des Prozesses aus der Polizei von Philadelphia aus. Wie Rachel Wolkenstein in ihrer eidesstattlichen Erklärung vom 28. Juli 2001 bemerkte, ist die Tatsache, dass Giordano von der Anklage nicht als Zeuge berufen wurde, „ein nachdrücklicher Hinweis darauf, dass die Staatsanwaltschaft von Giordanos Beteiligung an Korruption wusste und es für zu riskant hielt, ihn bei Mr.  Jamals Prozess auftreten zu lassen“. Bezeichnenderweise lassen Faulkner und Smerconish Giordano nicht nur aus ihrem Buch verschwinden, es fällt auch auf, dass diese Vorverhandlungen bei den Abschriften auf der Faulkner-Website fehlen.

Tatsache: Wie schon bemerkt, berichteten mindestens sechs Zeugen, darunter zwei Polizisten, dass jemand am Tatort, den man für den Schützen hielt, eine grüne Armeejacke trug. Sowohl Beverly als auch Kenneth Freeman, William Cooks Beifahrer, trugen grüne Armeejacken. Beverlys Behauptung, er sei zusammen mit einem anderen Mann gedungen worden, Faulkner zu töten, wird untermauert von Cooks Erklärung vom 15. Mai 1999, in der er feststellt, dass Freeman ihm gesagt habe, er sei Teil des Plans zur Ermordung Faulkners gewesen und habe „sich an der Schießerei beteiligt“. Beverlys Erklärung, dass Mumia von einem „uniformierten Polizisten, der am Tatort eintraf“, angeschossen worden sei, wird untermauert von der Darstellung Sergeant Westermanns, eines Polizeibeamten der Mordkommission, der erklärte, Mumia sei von „eintreffenden Polizeiverstärkungen“ angeschossen worden. (12/9/81 Medical Ex. Inv. Log)

Tatsache: Beverly erklärte, er habe zwei Zivilpolizisten und einen uniformierten Polizeibeamten in einem Wagen in der Nähe gesehen. Ende 1996 meldete sich ein Augenzeuge namens Marcus Cannon mit der Information, er habe zwei weiße Männer, die scheinbar zivile Polizeibeamte gewesen seien, während Faulkners Erschießung am Tatort beobachtet. (N.T.6/30/97:123-25) William Singletary hat ausgesagt, er habe zwei „white shirts“ [d.h. höhere Dienstränge] der Polizei und andere Polizisten sofort nach der Schießerei am Tatort gesehen. Wie Beverly in seiner eidesstattlichen Erklärung sagt, waren „jegliche Polizisten am Tatort nur da […], um mir zu helfen“.

Mobilisiert für die Freiheit Mumias, jetzt!

Im Hinblick auf diejenigen, die dafür kämpfen, Mumias Unschuld zu beweisen, schreiben Faulkner und Smerconish: „Es ist wie dieser alte Nazi-Propagandist sagte, wenn du eine Lüge erzählst, erzähle sie groß genug, erzähle sie oft genug, und sie wird zur Wahrheit“ (Seite 30). Dies ist in der Tat genau die Methode von Murdered by Mumia.

Bei ihrer Kampagne, Mumia zu töten, prahlt Maureen Faulkner, sie und die Fraternal Order of Police hätten alle erdenklichen Maßnahmen getroffen, zu verhindern, dass Mumias Stimme aus dem Gefängnis gehört wird, und sie brüstet sich dabei offen, seine Rechte aus dem Ersten Verfassungszusatz mit Füßen zu treten. Sie und Smerconish greifen das grundlegendste der demokratischen Rechte an, indem sie über Mumias Ausübung seines Rechts auf Berufung, um gegen seine abgekartete Verurteilung zu kämpfen, herziehen. Murdered by Mumia strotzt vor Rassismus – von seinen Angriffen auf Mumia und seine Unterstützer über seine Beschreibung der Mitglieder der MOVE-Organisation als ein Haufen „gesetzloser“ und „gefährlicher“ Mörder bis hin zum Gebrauch von Codewörtern, die zum Handwerkszeug rassistischer Demagogen gehören. Faulkner und Smerconish sind stolz auf die Unterstützung, die sie von Rassisten und Fremdenhassern wie Joey Vento erhalten haben, dem Eigentümer von Geno’s Restaurant, das ein Schild trägt mit der Aufschrift: „Dies ist Amerika. Sprechen Sie bei der Bestellung Englisch.“

Smerconish selbst war politischer Berater von Frank Rizzo. Ein offener Verfechter der Verwendung rassischer und ethnischer Fahndungsmethoden von Bullen und FBI-Agenten, hat sich Smerconish einen besonderen Namen gemacht, als er die Folter in Abu Ghraib als „Fotos einer nackten Pyramide“ abtat und Massenverhaftungen von Immigranten ohne Papiere forderte, die für ihre Rechte protestieren.

Smerconish und Faulkner stellen Black Panther wie Mumia als überzeugte „Polizistenmörder“ hin und Mumias Unterstützer als Freunde von „Polizistenmördern“, die wie „Terroristen“ keine Rechte haben sollten. Dies ist ein finsterer Aufruf zu Polizeiterror nicht nur gegen Mumias Verteidiger, sondern alle Widersacher rassistischer Unterdrückung, imperialistischen Krieges und kapitalistischer Ausbeutung. In ihrer Verlogenheit schreiben sie, MOVE trage die Verantwortung für „die Explosion eines Bunkers“, die am 13. Mai 1985 den Tod von elf Menschen, fünf davon Kinder, verursacht habe. Sie lassen die Tatsache verschwinden, dass es die Bullen unter dem demokratischen Bürgermeister Wilson Goode waren, die unter tätiger Mithilfe des FBI eine Bombe auf das Haus von MOVE in der Osage Avenue abgeworfen haben und dabei elf MOVE-Mitglieder und ihre Kinder getötet und ein von Schwarzen bewohntes Viertel zerstört haben.

Unter den von Smerconish und Faulkner zur lobenden Erwähnung Aufgeführten befinden sich eine Anzahl von Amtsträgern der Demokratischen Partei, wie die Bezirksstaatsanwältin von Philadelphia Lynne Abraham und der Bezirksstaatsanwalt Ed Rendell, der Mumia anklagte. Rendell war später Bürgermeister von Philadelphia und ist gegenwärtig Gouverneur von Pennsylvania. Gleichzeitig greift Murdered by Mumia sogar Medienwortführer des Mainstream an, die sagen, Mumia möge zwar vielleicht schuldig sein, er sollte aber angesichts der Beweise für Fehlverhalten von Polizei, Gerichten und Staatsanwaltschaft einen neuen Prozess erhalten. Diese Wortführer wollen vor allem das Ansehen des amerikanischen „Rechts“systems aufpolieren. Indem sie sie angreifen, versuchen Faulkner und Smerconish den Weg frei zu machen für Mumias Hinrichtung durch Einschüchterung eines jeden, der auch nur eine Frage stellt.

Mehr als 800 Einzelpersonen und Organisationen, darunter Gewerkschaften, die Hunderttausende von Arbeitern repräsentieren, haben eine PDC-Erklärung unterschrieben, die den Titel trägt: „Wir fordern die sofortige Freiheit von Mumia Abu-Jamal – Mumia ist unschuldig“. Die Erklärung ruft auch zur Abschaffung der rassistischen Todesstrafe auf. Unter den Unterzeichnern sind die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer, die schwarzen Intellektuellen Manning Marable und Henry Louis Gates Jr., der Schauspieler Danny Glover und zahlreiche Gewerkschafter rund um die Welt. Der Kernpunkt der PDC-Erklärung wurde 2007 von der Märzausgabe des Shopsteward wiedergegeben, der vom Kongress Südafrikanischer Gewerkschaften [COSATU] herausgegeben wird, der Hunderttausende von Arbeitern repräsentiert. Die Gewerkschaften, die sich für Mumias Unterstützung ausgesprochen haben, müssen in der Aktion mobilisiert werden, um gegen dieses rassistische Komplott zu kämpfen.

Mumia ist nicht das Opfer eines schurkischen Bullen, eines üblen Staatsanwalts oder rassistischen Richters, sondern eines ganzen „Rechts“systems, das darauf aus ist, diesen mutigen Kämpfer für die Unterdrückten zum Schweigen zu bringen. Der kapitalistische Staat – in seinem Kern aus Bullen, Gerichten und Gefängnissen bestehend – ist ein Unterdrückungsinstrument zur Aufrechterhaltung der Klassenherrschaft der Bourgeoisie. Die Lügen, mit denen Smerconish und Faulkner hausieren gehen, sind schon oft widerlegt worden. Dass sie nun in nationalen Nachrichtensendern aufs Neue eine Plattform erhalten, sollte klarstellen, dass diejenigen, die für Mumia kämpfen, auf der Grundlage mobilisiert werden müssen, dass er unschuldig ist.

Jede rechtliche Möglichkeit muss im Kampf für Mumias Freiheit ausgeschöpft werden. Aber es sollten keine Illusionen bestehen, dass ihm die Kräfte, die ihn 26 Jahre lang im Schatten des Todes gehalten haben, Gerechtigkeit widerfahren lassen werden. Der einzige Druck, der auf die Herrscher und ihre Gerichte Wirkung zeigen wird, ist die Furcht vor den Konsequenzen einer Hinrichtung Mumias oder wenn sie ihn lebendig im Gefängnis begraben. Was dringend benötigt wird, ist die Mobilisierung der sozialen Macht der internationalen Arbeiterbewegung im Kampf für Mumias Freiheit. Eine Mobilisierung der Gewerkschaftsbewegung im Kampf für die Freiheit Mumias und die Abschaffung der rassistischen Todesstrafe würde ein erster riesiger Schritt sein, die Arbeiter mit dem Bewusstsein zu erfüllen, dass dieses System durch eine proletarische sozialistische Revolution gestürzt werden muss. Freiheit für Mumia Abu-Jamal! Weg mit der rassistischen Todesstrafe!