31. März 2008
Komitee für soziale Verteidigung KfsV
Verteidigung von Fällen und Anliegen im Gesamtinteresse der arbeitenden Massen
KfsV: Werner Brand, Tel. 030 443 94 01, Kfsv@online.de
Freiheit für die MOVE 9!
Pennsylvania Board of Probation and Parole
zu Hd. Vorsitzende Catherine C. McVey, Charles Fox, Michael L. Green, Jeffrey R. Imboden, Matthew T. Mangino, Benjamin A. Martinez, Gerard N. Massaro, Judy Viglione, Lloyd A. White
1101 South Front Street, Suite 5100
Harrisburg, PA 17104-2517
Fax: (001 717) 787 4197
Berlin, 31. März 2008
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Komitee für soziale Verteidigung schließt sich denjenigen an, die die Freilassung der acht überlebenden politischen Gefangenen unterstützen, die gemeinsam als die MOVE 9 bekannt sind. Diese Männer und Frauen waren Opfer rassistischer Polizeibrutalität, und sie hätten keine 30 Sekunden in Haft verbringen dürfen, geschweige denn fast 30 Jahre im Staatsgefängnis. Sie sind unschuldig und haben die Taten nicht begangen, für die sie verurteilt und eingesperrt wurden.
Am 8. August 1978 umzingelte nach einer einjährigen Belagerung eine Armee von 600 Polizisten das Haus von MOVE, um dessen wehrlose Bewohner zur Räumung zu zwingen. Drei Monate vor diesem Angriff hatte MOVE der Polizei erlaubt, ihr Haus zu durchsuchen, mit dem Ergebnis, dass Waffen entfernt wurden, die sich als unbrauchbar erwiesen. Die Polizei setzte Hochleistungs„wasserkanonen“ ein und flutete den Keller des Hauses. Dann eröffnete sie einen gewaltigen Kugelhagel, der so heftig war, dass einer ihrer eigenen Polizeibeamten, James Ramp, im Kreuzfeuer der Polizei getötet wurde. Als die Erwachsenen aus dem Haus kamen, wurde Delbert Africa von Polizeikräften in aller Öffentlichkeit geschlagen, über den Boden geschleift, getreten und niedergetrampelt. Die brutalen Schläge auf Delbert, die von Fernsehkameras der Nachrichtensender in Zeitlupe festgehalten wurden, riefen eine Empörung hervor, die schließlich zu einer Zivilrechtsklage und zur Anklageerhebung gegen drei der angreifenden Polizisten führte. Nach dem Polizeiangriff walzte die Polizei das Haus mit Bulldozern komplett nieder und zerstörte damit nicht nur Beweisstücke ihrer eigenen Verbrechen, sondern auch den Beweis, dass das einzige „Verbrechen“ der MOVE-Mitglieder darin bestand zu überleben.
Das Gerichtsverfahren gegen die MOVE 9 war eine Verhöhnung der Gerechtigkeit. Mindestens acht Zeugen bestätigten, dass aus dem Haus von MOVE kein Schuss abgefeuert wurde. Drei Feuerwehrleute sagten, dass sie nicht wussten, woher die Schüsse kamen und dass sie keine MOVE-Mitglieder mit Schusswaffen gesehen hatten. Als Waffen vor Gericht präsentiert wurden, die angeblich im Haus von MOVE gefunden wurden, waren darauf keinerlei Fingerabdrücke der Angeklagten zu finden, und keiner der MOVE-Gefangenen wurde jemals des illegalen Waffenbesitzes angeklagt. Trotz widersprüchlicher ballististischer und kriminaltechnischer Aussagen wurden alle neun Angeklagten wegen Mordes dritten Grades, versuchten Mordes und siebenfacher gefährlicher Körperverletzung schuldig gesprochen. Sie wurden auch wegen Verschwörung verurteilt, eine allgemeine Beschuldigung zur strafrechtlichen Verfolgung von Menschen mit gemeinsamen politischen Ansichten, wenn es der Anklage nicht gelingt zu beweisen, dass ein Verbrechen begangen wurde. Nach dem Gerichtsverfahren wurde der vorsitzende Richter Edwin Malmed gefragt: „Wer erschoss James Ramp?“ Seine Antwort war: „Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“
Die Bestrafung der MOVE 9 war wesentlicher Bestandteil einer jahrelangen Vendetta gegen MOVE und ihre Unterstützer. 1985 haben sie in ihren Gefängniszellen in Pennsylvania mit Schrecken verfolgt, wie die Polizei von Philadelphia zusammen mit Bundesbehörden eine hochexplosive Bombe auf das Haus von MOVE in der Osage Avenue abwarf, wobei elf Schwarze in den Flammen starben, darunter fünf Kinder; während ein ganzes Wohnviertel der schwarzen Bevölkerung als qualmende Ruinen hinterlassen wurde.
Es ist eine Ungerechtigkeit, dass diese Männer und Frauen überhaupt eingesperrt wurden. Sie sind unschuldige Überlebende von vorsätzlich begangenen Polizeiübergriffen. Uns ist sehr wohl bekannt, dass fälschlich Verurteilten mit einem üblichen Trick die Aussetzung des Strafrests zur Bewährung verweigert wird, indem man behauptet, dass keine „Reue“ gezeigt wurde.
Da die gefangenen MOVE-Mitglieder kein Verbrechen begangen haben, haben sie keinen Grund irgendeine sogenannte „Reue“ zu zeigen. Wir vergessen nicht, dass Merle Africa 1998 im Gefängnis starb, nachdem sie nahezu zwei Jahrzehnte zu Unrecht im Gefängnis verbringen musste. Wir fordern die sofortige, bedingungslose Freilassung von Debbie Africa, Janine Africa, Janet Africa, Chuck Africa, Eddie Africa, Phil Africa, Delbert Africa und Mike Africa.
Werner Brand
für das Komitee für soziale Verteidigung
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Das KfsV ist eine klassenkämpferische, nichtsektiererische Organisation zur rechtlichen und sozialen Verteidigung, die sich für die Fälle und Anliegen einsetzt, die im Interesse der Gesamtheit der arbeitenden Menschen sind. Dieser Zweck entspricht den politischen Ansichten der Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands.